Durch das Maul können Pferde sämtliche Oberflächen erkunden
Das Maul eines Pferdes ist sehr sensibel und gehört ebenfalls zu den wichtigen Kommunikationsmitteln der Pferde. Ausgestattet mit vielen Tasthaaren können Fremdkörper aus dem Futter sortiert und verschiedene Oberflächen erkundet werden, weshalb die Haare niemals abrasiert oder geschnitten werden dürfen. Aber auch, um Signale an die Außenwelt zu vermitteln, werden die Lippen und das Maul genutzt:
Die eindeutigste Geste hierbei ist das Blecken der Zähne, was im Klartext bedeutet: „Verschwinde oder ich beiße zu!“. Diese Warnung sollte man ernst nehmen, denn in einem Pferdekiefer und den großen Zähnen steckt eine immense Kraft.
Einen rein praktischen Nutzen hat das sogenannte „Flehmen“. Flehmt ein Tier, wird dabei der Kopf gehoben und die Oberlippe nach oben gezogen, um einen unbekannten oder intensiven Geruch besser wahrnehmen zu können. Hengste flehmen zum Beispiel, wenn ihnen eine rossige Stute über den Weg läuft, doch auch Stuten zeigen dieses Verhalten, wenn sie etwas Besonderes riechen. In der Zirzensik wird das Flehmen gern als Trick trainiert, da die Pferde dabei aussehen, als würden sie grinsen.
Auch das Kauen ist in unterschiedlichen Situationen zu mehr gut, als nur um Futter zu zerkleinern. Beim Reiten ist das Kauen und die damit einhergehende Speichelproduktion ein Zeichen von Losgelassenheit und Zufriedenheit. Übermäßiges Speicheln ist jedoch kontraproduktiv, da es einen starken Schluckreflex auslöst und die Tiere nicht gleichzeitig schlucken und atmen können. Ist die Arbeitsphase also anstrengend und intensiv, sollte man darauf achten, das Pferd nicht zu überfordern und ihm eine Pause gönnen, wenn zu viel Speichel entsteht. Kaut ein Pferd mit geschlossenem Maul, ohne etwas zu fressen, ist dies ein Zeichen von Konzentration und Informationsverarbeitung. Fängt ein Pferd damit zum Beispiel bei der Bodenarbeit, kann man davon ausgehen, dass es gerade aktiv lernt und versucht, sich etwas zu merken.
Kauen die Tiere mit offenem Maul, während sie von Artgenossen umgeben sind, ist dies eine Geste der Unterwerfung. Sie wird vor allem von Fohlen und Jungtieren gegenüber ranghöheren Artgenossen gezeigt und bedeutet so viel wie: „Ich bin harmlos und tue dir nichts!“
Je nach Gebiss benötigen Pferde unterschiedliche Trensen. Daher ist es wichtig, auf die anatomischen Unterschiede im Maul des edlen Vierbeiners zu achten. Generell ist es besser und entspannter - auch um Quetschungen zu vermeiden und Druck auszuweichen - wenn die Trense auf jeder Seite etwa einen halben Zentimeter Spielraum hat. Anatomische Kandare liegen generell ruhiger im Mund des Pferdes, bei normalen Gebissen kann es hingegen sein, dass der Reiter stärker einwirken muss, um eine gewünschte Reaktion hervorzurufen. Genauso sieht es mit der Dicke aus. Dies entscheidet im Idealfall nach Wohlbefinden das Pferd selbst und nur in weiterer Instanz der Reiter. Des Weiteren stellt sich die Frage, ob ein einfach oder doppelt gebrochenes Gebiss besser ist. Hier muss man als Reiter individuell entscheiden: ein doppelt gebrochenes Gebiss umfasst die Zunge bei starkem Zügelzug zwar besser, kann jedoch auch die Blutzirkulation beeinträchtigen. Ein einfache gebrochenes Gebiss bietet mehr Spielraum und quetscht die Zunge nicht so schnell ein.
Einen großen Spielraum hat man auch bei der Wahl des Materials. Kupfer, Aluminium, Kunststoff, Edelstahl und Argentan sind nur einige, die zur Auswahl stehen. Einige Pferdebesitzer verzichten sogar gänzlich darauf.